Geschichten aus der Karlsgarten-Schule

In der Lese-Schreibwerkstatt der Karlsgarten-Grundschule schreiben die Kinder ihre eigenen Geschichten - über Freundschaft, geklaute Geburtstagstorten und manchmal auch über Elfen

Quelle: Birgit Leiß

Quelle: Birgit Leiß

Quelle: Birgit Leiß

Klara, Ole und Batul aus der 3.Klasse lieben Bücher. Noch mehr als Lesen macht den Achtjährigen das Erfinden eigener Geschichten Spaß. Darin üben können sie sich jeden Mittwoch in der Lese-Schreibwerkstatt. Dr. Gerlinde Kempendorff-Hoene, die diese Schul-AG als externe Fachkraft betreut, gibt ihnen Tipps, wie sie die Geschichte strukturieren können, wie ein Spannungsbogen aufgebaut wird und wie das Ende aussehen könnte. Klara schreibt gern Geschichten über Freundschaft und Familie. Von ihr stammt auch die Geschichte von den sieben magischen Feen, die demnächst in den Flugblättern (Ausgabe 1/22) zu lesen sein wird. Ole hat kürzlich eine spannende Geschichte über die Jagd nach einer gestohlenen Geburtstagstorte verfasst. Und Batul zeichnet Comics. Stolz zeigt sie ein mehrseitiges Heftchen, das sie gemacht hat. In der Schulbücherei, wo die AG stattfindet, gibt es auch ein Erzähltheater, wo die Kinder aus Büchern vorlesen. Im letzten Jahr haben sie daraus kleine Filme gemacht und auf YouTube gestellt.

Der Film im Kopf

Die Lese-Schreibwerkstatt gibt es seit 2016 und war ursprünglich als Angebot für die besonders begabte Schülerschaft gedacht. Doch das hat sich schnell in eine andere Richtung entwickelt, erklärt Dr. Gerlinde Kempendorff-Hoene: „Es geht darum, die Lust an der deutschen Sprache zu fördern, den Wortschatz zu erweitern und der Fantasie freien Lauf zu lassen.“ Alle Geschichten werden am Ende des Schuljahres in einem Büchlein gesammelt. Derzeit entsteht das 5. Geschichtenbuch. Im letzten Jahr hat eine Schülerin eine 41 Seiten lange Geschichte geschrieben - „Schriftstellerin von morgen!“ meint Gerlinde Kempendorff-Hoene beeindruckt. Die Pädagogin geht auch selber mit ausgewählten Büchern in die Klasse, liest selber vor oder lässt vorlesen. Einmal wurde sie dabei gefragt, was das Lesen überhaupt bringt. Die Antwort darauf gab ein anderes Kind: 'Weil dann der Film im Kopf losgeht'. 

Lesen schadet der Dummheit

Dank der Unterstützung durch das Quartiersmanagement Flughafenstraße ist die Schulbücherei gut ausgestattet. Im Bestand sind inzwischen rund 4000 Bücher. In jeder Klasse liegt ein Katalog mit den Neuanschaffungen aus. Sein Titel: „Lesen schadet der Dummheit“. Neu ist ein Arbeitsplatz mit PC, wo die Kinder im Bibliotheksprogramm von ganz Berlin recherchieren können. Natürlich gibt es in der Karlsgarten-Schule auch Lesemuffel. Aber die Kinder werden von Anfang an zum Lesen animiert.  So finden die „Erstis“ in ihrer Mappe einen Flyer mit den Infos zur Bibliothek. Die Schulabgängerinnen und Schulabgänger bekommen alle einen Ausweis für die Berliner Bibliotheken. „Von Fortsetzungen schaffen wir ganz bewusst oft nur die ersten ein oder zwei Bände an“, erklärt Dr. Kempendorff-Hoene. Wer Nachschub braucht, muss in die Helene-Nathan-Bibliothek gehen.

Kommt die Regelfinanzierung der Schulbücherei?

 Für die Zukunft wünscht sich Dr. Gerlinde Kempendorff-Hoene eine Regelfinanzierung der Schulbücherei – wie es auch im Koalitionsvertrag des Berliner Senats vereinbart wurde: „Wir sind sehr dankbar über die Förderung durch das QM, aber es ist nur eine Übergangslösung“, betont sie. Das QM sprang mit Mitteln aus dem Programm Sozialer Zusammenhalt ein, als die Stelle der Bibliothekarin auf der Kippe stand. Bei dem Projekt geht es vor allem um eine bessere Vernetzung zwischen Schulbücherei und der Helene-Nathan-Bibliothek. Träger ist der Schulförderverein.