Häusliche Gewalt ist keine Privatsache

Am Internationalen Tag der Gewalt gegen Frauen wurde vor dem Rathaus Neukölln ein Zeichen gegen häusliche Gewalt gesetzt

Quelle: Birgit Leiß

Quelle: Birgit Leiß

Quelle: Birgit Leiß

Quelle: Birgit Leiß

99 Kerzen standen am 24.November auf der Treppe zum Rathaus. Eine bedrückende Lichtinstallation, denn die Kerzen erinnern an 99 Frauen, die in Deutschland in diesem Jahr (bis 22.11.2023) ermordet wurden – nur wegen ihres Geschlechts. Femizide, wie man solche Taten nennt, ziehen sich quer durch alle sozialen Schichten. Sie haben nichts mit Kultur oder Religion zu tun und die Täter sind auch nicht psychisch krank. Vielmehr stehen patriarchale Strukturen dahinter, die Einstellung: ich kann mit meiner Frau oder Freundin tun, was ich will. Jede dritte bis vierte Frau ist einmal in ihrem Leben von Partnergewalt betroffen. 

Die eigene Wohnung ist der Hauptschauplatz

Organisiert wurde die Veranstaltung vom Aktionsnetzwerk Neukölln. „Das Thema häusliche Gewalt gehört in den öffentlichen Raum, daher wollten wir ein sichtbares Zeichen setzen “, erklärte Isa Lammaghi vom Projekt StoP - Stadtteile ohne Partnergewalt“. Das im Frühjahr 2023 gestartete Modellprojekt in Trägerschaft des Nachbarschaftsheims Neukölln e.V. setzt an dem Ort an, an dem geschlechterspezifische Gewalt passiert: nicht im Park oder in der einsamen Unterführung, sondern in der Nachbarschaft, in der eigenen Wohnung. „Häusliche Gewalt ist keine Privatangelegenheit, betonte Isa Lammaghi. Da Nachbar:innen gewalttätige Familienverhältnisse häufig mitbekommen, will das Projekt auch die Zivilcourage fördern und konkrete Tipps geben, wie man sich in solchen Situation verhält. „Sie ist unsere Nachbarin*“, stand auf den Tragetaschen, die an Vorbeigehende verteilt wurden.

Das Thema geht uns alle an

Trotz eiskalten Winds und Nieselregens war eine kleine Gruppe von Menschen an diesem Nachmittag vor dem Rathaus zusammengekommen, darunter Neuköllns Bürgermeister Martin Hikel, der Stadtrat für Stadtentwicklung Jochen Biedermann, die Integrationsbeauftragte des Bezirks Güner Balci sowie weitere Vertreter:innen aus Bezirksamt und Abgeordnetenhaus.  Auch viele Stadtteilmütter waren gekommen und verteilten Flyer und Info-Broschüren. Eine gewaltfreie Erziehung für Jungs und Mädchen ist ein wichtiger Schwerpunkt ihrer Arbeit in den Familien.  Martin Hikel betonte, dass das erschreckende Ausmaß häuslicher Gewalt nicht hinzunehmen sei: „Es betrifft die ganze Zivilgesellschaft und es ist wichtig, das sichtbar zu machen.“ Das Aktionsbündnis fordert unter anderem: mehr Schutzplätze für betroffene Frauen und ihre Kinder in Frauenhäusern und Zufluchtswohnungen – gerade mal 600 gibt es derzeit in ganz Berlin. Zudem müssten Justiz und Polizei für das Thema sensibilisiert werden.

Zum Abschluss hisste der Bezirksbürgermeister zusammen mit anderen Beteiligten eine lilafarbene Flagge – gegen Gewalt und für Selbstbestimmung.

Das Präventionsprojekt StoP  wird über das Programm Ressortübergreifende Gemeinschaftsinitiative (GI) gefördert. Mehr hier...

Hilfe-Telefon 0800-0116016

BIG Hotline, telefonische Beratung für Frauen bei häuslicher Gewalt:
030-611 03 00

StoP Neukölln
Emserstraße 15
12051 Berlin

www.nbh-neukoelln.de/angebote/stop-stadtteile-ohne-partnergewalt/
stop@nbh-neukoelln.de

Frauentreffpunkt des Sozialdiensts katholischer Frauen e.V. (SkF)
Beratung und Unterstützung bei häuslicher Gewalt
Selchower Straße 11
12049 Berlin
Telefon 030-622 22 60

Hilfe für geflüchtete Frauen bei häuslicher Gewalt beim SkF (mehrsprachige Beratung):
BegeFrau
Selchower Straße 11
Telefon (030) 477 532 660
mobil 0151-146 48 757

gefluechtetefrauen@skf-berlin.de