Weimarer Zeit bis zum Zweiten Weltkrieg
In den 1920er-Jahren hatten auch im Viertel Flughafenstraße vor allem Arbeiterfamilien und kleine Gewerbetreibende unter dem Massenelend zu leiden, das die Wirtschaftskrisen am Anfang und Ende des Jahrzehnts auslösten. Die Bergstraße und das Neuköllner Rathaus waren in den Krisenjahren beinahe täglich Schauplatz von Arbeitslosendemonstrationen und gewalttätigen Ausschreitungen hungernder Arbeitsloser. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 waren die zuvor schon diskriminierten jüdischen Bewohner*innen und Geschäftsleute des Viertels von offenem Terror betroffen. Am 1.4.1933, dem Tag des "Judenboykotts", wurden auch in Neukölln die Scheiben jüdischer Geschäfte beschmiert und Kund*innen am Betreten der Geschäfte gehindert. Drei Jahre später wurde das große Warenhaus Hermann Joseph & Co. an der Bergstraße, Vorläufer des späteren Hertie-Geschäftshauses, "arisiert" und in Kaufhaus Friedland umbenannt. In der Pogromnacht zum 10. November 1938 wurden zahlreiche jüdische Geschäfte in allen Stadtteilen Neuköllns sowie auch der Innenraum der Synagoge in der Isarstraße zerstört und zahlreiche Juden und Jüdinnen verhaftet.
1945, am Ende des Zweiten Weltkriegs, waren im Viertel Flughafenstraße mehrere Wohnhäuser zerstört und die beiden Schulen in der Boddinstraße erheblich beschädigt. Der heutige Rathausvorplatz war von den Trümmern des gründerzeitlichen Amtshauses bedeckt. Das Rathaus war ausgebrannt, weil eine SS-Einheit versucht hatte, den Bau gegen die sowjetischen Truppen zu verteidigen. Die Leichen der Menschen, die während dieser letzten Kampfhandlungen im April 1945 ums Leben kamen, lagen noch tagelang in der Berliner-, der Schönstedt- und in der Neckarstraße. Das Karstadthaus am Hermannplatz, seit 1929 imposanter und weithin sichtbarer Auftakt am Ausgangspunkt der Karl-Marx-Straße, war bei Kriegsende eine riesige Ruine, da eine SS-Einheit den Bau "in letzter Minute" gesprengt hatte.